Mimik und Gestik

Mimik und Gestik

Allgemeines über Mimik und Gestik beim Hund

Auch wir Menschen registrieren unbewusst das leiseste Augenzwinkern, wenn ein Mensch lügt oder sein Lachen echt ist. Hunde sind hervorragende Beobachter mit vorzüglichem Gedächtnis. Sie bemerken unsere Gemütsregungen, noch ehe wir uns dieser selbst bewusst sind.

Hunde tun nichts ohne Grund. Sie liegen nicht zufällig irgendwo herum, sie schnüffeln nicht zufällig da oder dort, sie schauen nicht zufällig weg; die Körperhaltung verrät, was der Hund gerade denkt und fühlt. Wir haben durch unsere Sprache viel von dieser Beobachtungsgabe verloren, aber wir verhalten uns unbewusst noch wie in der Steinzeit. Geheimagenten und Psychologen werden speziell darauf geschult, sowohl um andere zu „lesen“ als auch um „nicht gelesen zu werden“.

Die Körperhaltung drückt die Gemütsverfassung aus. Der fröhliche Hund tobt ausgelassen herum und fordert andere Hunde zum Spiel auf, der ängstliche Hund weicht aus, macht den Buckel krumm, duckt sich und klemmt die Rute ein. Er macht sich klein, will am liebsten nicht gesehen und schon gar nicht gerochen werden. Der selbstbewusste Hund macht sich groß, sträubt das Nackenfell, stellt die Rute auf, zieht die Ohren nach vorn und die Nase kraus, der Blick wird stechend, der Gang steif. Schließlich bellt er mit entblößtem Gebiss und greift an. Auch der ängstliche Hund kann beißen, wenn er sich in die Enge getrieben fühlt. Beide Hunde sollte man einfach ignorieren, wegschauen und seiner Wege gehen. Trifft man beim Spaziergang auf fremde Hunde, ist es wichtig zu verstehen, was abläuft, denn man will ja eine Rauferei vermeiden.

Besonders auffällig ist die Gesichtsmimik, sofern das Gesicht nicht mit Haaren bedeckt ist oder man ihnen ein „Pokerface“ angezüchtet hat, damit sie sich im Kampf gegen ihresgleichen nicht verraten. Ein Hund mit einer schwer einschätzbaren Mimik ist z. B. der Rottweiler. Hunde wie der Bobtail, bei denen man vorn und hinten nicht unterscheiden kann, haben es oft schwer, da sie andere Hunde verunsichern, insbesondere wenn die Rute fehlt. Der Hund spielt mit seinen Ohren. Ein Hund mit aufrechten Ohren kann sie in alle Richtungen drehen, dicht am Kopf anlegen oder steif nach vorn richten. Hier kann es zu Missverständnissen kommen, denn er legt sie an, wenn er unterwürfig einen guten Freund begrüßt, aber auch, wenn er aggressiv verteidigt.

Die Lippen des Hundes sagen viel. Es genügt das sekundenschnelle geringfügige Anheben über einem Eckzahn und schon versteht der andere, dass hier eine Rüge ansteht, die man besser einsteckt. Je auffälliger die Lefzen zucken oder die Nase kraus gezogen wird, begleitet von einem tiefen Kehlgrollen, desto ernster ist die Lage. Kommt es bei einer Hundebegegnung so weit, sofort mit dem eigenen Hund deutlich abdrehen und zügig davongehen. Dem anderen zeigen, dass man verstanden hat und das Weite sucht. Bitte in einer solchen Situation den eigenen Hund nicht etwa kurz am Halsband fassen und dicht vorbeiführen – keine falsche Scham. Ohne Aufheben weggehen, einen weiten Bogen schlagen, das reicht meist auf neutralem Gebiet. Geht man hier nicht klug vor, bekommt man ganz schnell einen Hund, der angeleint bei jedem fremden Hund lostobt. Oft veranlassen ihn pure Angst und Unsicherheit zu einer solchen Schau. Jede Beißerei ist nicht nur gefährlich, sondern ein Versagen des Hundeführers, der nicht Boss genug ist, um die Situation zu entschärfen, sondern den Hund dazu zwingt, sie auszufechten. Es ist keineswegs so, dass Hunde gerne raufen. Die wenigsten jedenfalls, Schläger mag es gelegentlich auch unter Hunden geben.
Der freundlich gesonnene, sich unterwerfende Hund wedelt mit hängender Rute und dem Rutenende und springt nicht hoch.

Unten erhalten Sie einen kurzen Einblick über die Gebärden des Hundes. Bitte beachten Sie, dass nur ein Gesamtbild des Hundes eine wirkliche Aussage über den Gemütszustand geben kann. Nur ein aufgestelltes Nackenfell macht noch keinen aggressiven Hund!

Wie Hunde ihren Körper einsetzen:

RUTE

Haltung der Rute:

  • Rute waagerecht, vom Körper weg gerichtet, aber nicht starr:
    Ein Zeichen von Aufmerksamkeit. Man könnte es grob übersetzen mit, „da passiert doch was“. Meistens wird es durch ein Ereignis in der Nähe oder jemanden ausgelöst, der sich nähert. Manchmal prüfen Hunde dabei intensiv den Duft der Luft. Dieses Signal ist keineswegs bedrohlich, sollte sich der Schwanz jedoch versteifen, scheint der Hund zu fühlen, dass sich die Situation ändert.
  • Rute waagerecht, vom Körper weg gerichtet, starr:
    Ein steifer Schwanz weist häufig auf Aggression hin, er wird eingesetzt, wenn sich Fremde oder Eindringlinge zeigen. Eine Übersetzung wäre, „ich muss mal zeigen, wer hier der Boss ist“, dann folgt das übliche Begrüßungsritual von Hunden, die sich nicht gut kennen. Auch wenn sich zwei Hunde in einer Konkurrenzsituation befinden, werden sie dieses Zeichen geben, z.B. beim Streit um Nahrung oder ein Spielzeug. Da der dominante Hund des Rudels immer als Erster Anspruch auf Nahrung oder andere „Schätze“ hat, ist das Ergebnis dieses ersten Abtastens sehr wichtig. Es kommt allerdings fast nie zum Ausbruch von Gewalt, denn meist gibt einer der beiden auf. Vielleicht gab es bereits Begegnungen, vielleicht fühlt er sich unterlegen – auf jeden Fall wird er sich zurückziehen und so den Konflikt lösen. Die Position des Schwanzes kann aber noch weit mehr aussagen. Wir erhöhen etwas die Position des steifen Schwanzes.
  • Rute aufrecht, zwischen waagerecht und senkrecht:
    So signalisiert ein dominanter Hund. Mit seinem starren Schwanz weist er eindeutig auf seinen dominanten Rang hin. Noch fühlt er sich nicht bedroht, aber er sieht bereits die Möglichkeit. Daher bedeutet sein Schwanz: „Ich bin der Boss hier. Jeder der daran zweifelt, wird mich kennen lernen.“ Wird der Schwanz in derselben Position, aber entspannter und mit der Schwanz spitze etwas nach vorn gehalten, fühlt er sich sehr sicher.
  • Rute aufrecht, leicht über den Rücken gekrümmt:
    Dieses Signal sagt: „Ich stehe in der Rangordnung ganz oben, und jeder weiß das.“ So drückt sich ein selbstbewusster, dominanter Hund aus, der die Kontrolle hat und das genau weiß. Er erwartet keine Bedrohung; alles was nun geschieht, wird nach seinem Willen geschehen.
  • Rute tiefer als horizontal, aber immer noch im Abstand von den Beinen; möglich sind leichte Schwanzbewegungen vor und zurück:
    Dieses Signal wird von einem verblüfften Hund ausgesandt, der zur Zeit aber noch nicht beunruhigt ist. Die Übersetzung könnte lauten, „ich bin entspannt“ oder „alles in Ordnung“.
  • Rute gesenkt, nahe den Hinterbeinen:
    Um dieses Signal zu verstehen, muss man die übrige Körpersprache berücksichtigen. Sind die Beine gestreckt und der Schwanz wedelt kaum vor und zurück, hat die Botschaft etwa die Bedeutung, „ich fühle mich nicht gut“. Kranke Hunde oder Hunde mit leichten Schmerzen äußern sich auf diese Weise. Es kann auch bedeuten, dass der Hund unter psychischem Stress leidet, dann wäre, „ich bin etwas bedrückt“, eine treffende Übersetzung. Ändert sich die Körperposition, verändert sich auch die Bedeutung des Signals. Die wichtigste Variation besteht in einem Absenken der hinteren Körperpartie. Damit fällt der Rücken des Hundes nach hinten ab und signalisiert Elemente von Sorge oder Furcht. Die grundsätzliche Bedeutung wäre: „Ich fühle mich unsicher.“ Man sieht sie regelmäßig, wenn ein Hund in eine fremde Umgebung kommt, manchmal aber auch, wenn ein Familienmitglied das Haus verlässt und der Hund eine längere Trennung erwartet.
  • Rute zwischen die Beine geklemmt:
    Wird der Schwanz noch tiefer gesenkt, verändert sich das Gefühl des Hundes stärker in Richtung Unsicherheit oder Angst. Eine Übersetzung könnte lauten: „Ich habe Angst“, oder „verletzt‘ mich nicht!“ Das beherrschende Gefühl dieser Schwanzhaltung ist die Furcht. Diese Haltung spielt jedoch auch eine wichtige Rolle als Beschwichtigungs- und Demutsgeste, um die Aggression eines dominanten Hundes abzuwehren. Sie wird immer dann gezeigt, wenn sich ein dominanter Hund oder Mensch nähert. In dieser Situation bedeutet das Signal, „Ich weiß, dass ich in einer untergeordneten Position bin, ich will dich nicht bedrohen“, oder, „wie käme ich dazu, deine Position zu bezweifeln“.

Form der Rute:

  • Gesträubte Haare auf dem ganzen Schwanz:
    Ein Hund kann die Form seines Schwanzes am einfachsten verändern, wenn er die Haare sträubt, statt sie wie üblich flach anliegen zu lassen. Dieselbe Gehirnregion, die das Sträuben der Nackenhaare bewirkt, ist auch für die Haare auf dem Schwanz verantwortlich. Wahrend beides als aggressives Signal dient, kann letzteres jedoch auch unabhängig verwendet werden, um jede Schwanzposition etwas aggressiver wirken zu lassen. Gesträubte Haare auf gestrecktem Schwanz würden somit ein: „Wir sollten klarstellen, wer hier der Boss ist“, in ein: „Du wirst schon sehen, wer hier der Boss ist; ich bin bereit zu kämpfen, um das klar zu stellen!“ verwandeln. Wird ein erhobener Schwanz über den Rücken gehoben und die Haare gesträubt, heißt dies: „Ich bin der Boss! Ich habe keine Angst, und wenn du mich reizt, kommt es zum Kampf.“ Ein etwas tieferer Schwanz mit gesträubten Haaren heißt: „Du machst mich nervös und ärgerlich; wenn du weiter nervst, muss ich kämpfen.“
  • Nur die Haare an der Spitze sind gesträubt:
    Sind alle Haare des Schwanzes gesträubt, wird stets eine aggressive Botschaft vermittelt. Sind jedoch nur die Spitzenhaare gesträubt, vor allem bei erhobener Spitze, kommt eine Komponente von Furcht, Angst oder Verzagtheit ins Spiel. Wird der Schwanz gesenkt (allerdings nicht zwischen die Beine) und die Spitzenhaare bei leicht erhobener Spitze gesträubt, lautet die Botschaft: „Heute geht es mir mies.“ Meist kann ich meine Hunde dann beruhigen, indem ich mich etwas intensiver um sie kümmere. Hilft das nichts, haben sie ein ernsteres, körperliches Problem.
  • Schwanz hoch gehoben, mit steifem oder scharfem Knick:
    Bei wolfsähnlichen Hunden gibt es eine interessante Variation. Deutsche und Belgische Schäferhunde und einige andere nordeuropäische Rassen zeigen dieses Verhalten besonders ausgeprägt. Es scheint, als sei der Schwanz scharf geknickt. Gelegentlich sieht es sogar so aus, als sei der Schwanz gebrochen, sodass er eine schlangenartige Form annimmt, etwa wie ein S, das auf der Seite liegt. Dieses Signal weist eindeutig daraufhin, dass der Hund eine aggressive Tendenz in die Tat umsetzen möchte. Sollten sie einen solchen Hund sehen, möglicherweise mit zusätzlichen Zeichen von Dominanz oder Aggression, ziehen sie sich mit ihrem Hund besser schleunigst zurück. Man könnte das Zeichen übersetzen, wie „Haut ab! Wenn ihr nicht sofort verschwindet, greife ich an – sofort!“
  • Ein Knick in der Nähe der Schwanzspitze:
    Auch damit fügen Hunden allen Arten von Botschaften eine aggressive Tendenz hinzu. Es bedeutet: „Halt dich zurück. Wenn du weiter Druck ausübst, könnte ich angreifen.“ Man muss nach solchen Knicken suchen. Obwohl sie oftmals nur versteckt gezeigt werden, sollte man darauf reagieren, denn sie weisen häufig daraufhin, dass dieser Hund in der Tat beißen wird.

Bewegungen der Rute:

  • Schnelles Wedeln mit dem Schwanz:
    Diese Form des Schwanzwedelns weist auf Erregung oder Anspannung hin. Grob geschätzt, drückt die Geschwindigkeit der Bewegung den Grad der Erregung aus. Dabei kommt es nur auf die Geschwindigkeit des Wedelns oder der Vibration an, die Größe des Ausschlages spielt keine Rolle. In welcher Form der Schwanz bewegt wird, hängt stark von der jeweiligen Rasse ab, daher sollten sie genau hinschauen. So wird ein Hund seinen lang behaarten Schwanz scheinbar viel intensiver von rechts nach links bewegen als ein Terrier, dessen kurzer Schwanz nur zu vibrieren scheinen. In beiden Fällen deutet die rasche Bewegung jedoch eindeutig auf Erregung hin. Der Ausschlag der Schwanzschläge ist aber ein Signal dafür, ob es sich um eine positive oder negative Erregung handelt.
  • Leichtes Wedeln, jeder Ausschlag nur kurz:
    Diese Form des Wedelns sieht man häufig bei der Begrüßung. Es kann Fremde meinen, kann aber auch gezeigt werden, wenn der Hundebesitzer oder ein Familienmitglied das Haus betritt. Da es oft schon einsetzt, bevor man den Hund bemerkt hat, könnte man es übersetzen, wie „Hallo“, oder ein hoffnungsvolles „Ich bin hier“. Dieses „kleine“ Wedeln tritt auch dann auf, wenn ein Hundebesitzer seinen Hund direkt anschaut, entweder, weil er einen Raum betritt oder eine Aktivität unterbricht. Man kann es deuten als: „Ich sehe, du blickst mich an. Du magst mich doch, oder?“ Das Wedeln ist die Reaktion auf die soziale Zuwendung und dient dem Hund dazu, seine Anerkennung für den sozial höheren Rang des Besitzers auszudrücken. Es möchte Zufriedenheit und eine freundliche Unterstützung ausdrücken.
  • Breites Wedeln:
    Das ist ein freundliches, „Ich bedrohe dich doch nicht“, oder soll sagen: „Ich mag dich“. Viele Hunde zeigen diese Geste im Spiel, wenn sie scheinbar drängen, knurren oder bellen. Wahrend sie diese scheinbar aggressiven Laute von sich geben, wedeln sie freundlich mit dem Schwanz. Damit zeigen sie ihren Gegenübern (Mensch oder Hund), dass die anderen Signale nicht ernst gemeint sind – wie Kinder, die Räuber und Gendarm spielen. Auch sie rufen sich zu: „Jetzt habe ich dich! Ich schieße dich tot!“ und dabei grinsen sie über das ganze Gesicht. – Das breite Wedeln kann – in unterschiedlichem Kontext – auch heißen: „Mir geht es gut“, und gleicht dann sehr dem üblichen Verständnis eines „freundlichen“ Schwanzwedelns.
  • Breites Wedeln, die Schwünge sind so kräftig, dass die Hüften beteiligt sein können:
    Manche Hunde zeigen dieses Wedeln bei der Begrüßung, vor allem wenn sie sich lange nicht mehr gesehen haben. Es kommt vor, dass Hunde damit ihre Bezugsperson – auf sie hört der Hund und ihr gehorcht er am besten – grüßen. Auch wenn ein Hund ein neues Kommando lernt, z.B. „Komm!“, kann er auf diese Weise wedeln. Obwohl vordergründig die freundlichste Form des Wedelns, ist dies ein recht komplexes Signal, weil es den sozialen Rang des Angesprochenen relativ zum Hund ausdrückt. Man könnte es als den Satz eines Untertanen übersetzen, der sagt: „Großer Führer ich bin hier, um dir zu gehorchen. Ich will tun, was du verlangst, wenn du mich dafür in Ruhe lässt und mich nicht verletzt.“ – Will der Hund dem „Großen Führer“ wirklich imponieren und seine Absicht, ihm zu folgen, noch unterstreichen, dann senkt er sein Hinterteil, sodass der Schwanz fast über den Boden zu wischen scheint. Gleichzeitig hebt er den Vorderkörper etwas an, schaut flehentlich und leckt uns oder die Luft vor uns. Bei einem solchen Zeichen von Hingabe sind wir bereit, die Gefühle des Hundes als wahr anzuerkennen. Wir werden ihn tätscheln, ihm Futter geben und ihn beschützen. Genau so verhalten sich Hunde niederen Ranges, wenn sich das Leittier des Rudels nähert. Die Botschaft vermittelt Respekt, Unterwürfigkeit und beschwichtigt jegliche potentielle Aggression.
  • Langsames Wedeln, Schwanz auf „Halbmast“:
    Diese Signal ist weniger sozial impliziert als die übrigen Schwanzsignale. Beim Training von Hunden interpretiere ich es als: „Ich versuche ja, dich zu verstehen. Ich möchte wissen, was du meinst, kann es aber nicht begreifen.“ Hat ein Hund das Problem gelöst, nehmen Geschwindigkeit und Ausschlag der Bewegung zu, u. U. bis zu dem Punkt: „Großer Führer, ich höre und gehorche …“Als Faustregel gilt: Langsames Wedeln, wenn der Schwanz weder in einer dominanten (hohen} noch unterwürfigen (tiefen) Position gehalten wird, ist ein Zeichen von Unsicherheit, kann aber auch bedeuten, dass der Hund unsicher über seine Schritte ist. Wenn ein Hund bemerkt, dass sich ein Fremder dem Haus oder Revier nähert, wird er auf diese Weise wedeln. Er kann einen Schritt auf den Fremden zugehen, langsam mit dem Schwanz wedeln, sich nach der Familie oder dem Rudel umsehen, nochmals langsam wedeln, wieder auf den Fremden sehen usw. Sobald der Hund sicher ist, ob eine Gefahr, Bedrohung oder eine positive Situation vorliegt bzw. falls er sich für eine bestimmte Aktion entschieden hat, wird er seinen Schwanz heben oder senken. Damit bricht er das „unbestimmte Wedeln“ zugunsten eines deutlichen Signals ab.

FELL

Das Aufstellen des Felles dient beim Hund zur Unterstreichung und Verdeutlichung der Stimmungslage des Hundes.

  • Aufgestelltes Fell zwischen den Schulterblättern signalisiert Selbstsicherheit und Dominanz. Gemeinsam mit einer aufgestellten Rute ist es eine Drohgebärde, die mit dem langsamen Herabsinken der Rute an Intensität abnimmt.
  • Über den ganzen Rücken gesträubtes Fell ist beim Hund ein Zeichen für Unsicherheit und Ängstlichkeit. Aus dieser Unsicherheit heraus entstehen beispielsweise Wehr- (der sogenannte „Angstbeißer“) oder Meideverhalten (der Hund entfernt sich schnell vom Auslöser der Unsicherheit, wenn dies möglich ist, oder wendet zumindest deutlich den Kopf ab).
  • Gesträubtes Haar an der Rute ist immer ein Zeichen von möglicher Aggression.

OHREN

Hunde verfügen mit ihrer Ohrenstellung über ein breites Repertoire von „Stimmungsanzeigern“.

  • Ohren aufrecht oder leicht nach vorn:
    Übersetzung: „Was ist das?“
    Zustand und Emotion: Aufmerksamkeit
  • Ohren deutlich nach vorn gerichtet (in Verbindung mit gefletschten Zähnen und in Falten gelegter Nase):
    Übersetzung: „Überlege dir genau, was du tust – ich bin kampfbereit!“
    Zustand und Emotion: Die aktive, aggressive Drohung eines dominanten und selbstbewussten Hundes.
  • Ohren flach zurück gelegt (in Verbindung mit gefletschten Zähnen und in Falten gelegter Stirn):
    Übersetzung: „Ich habe Angst, aber ich werde mich schützen, wenn du mich zu verletzen versuchst.“
    Zustand und Emotion: Aggressives Signal eines nicht-dominanten, ängstlichen Hundes, der sich bedroht fühlt.
  • Ohren zurück und an den Kopf gelegt (Zähne nicht sichtbar, glatte Stirn, Körper in tiefer Position):
    Übersetzung: „Ich erkenne deine Stellung als starkes Leittier an.“ / „Ich weiß, du wirst mich nicht verletzen, denn ich bin keine Bedrohung.“
    Zustand und Emotion: Eine aktive, Frieden stiftende und beschwichtigende Geste.

Auch hier gilt: Die Gesamtheit der Körpersignale des Hundes ist entscheidend. Nur in Kombination mit Ruten- und Fellsignalen kann also beispielsweise ein angreifender Hund von einem sich unterwerfenden Hund unterschieden werden.
Bei schlappohrigen Hunden kann man auch eine Veränderung an der Ohrbasis, also an den Bewegungen der Ohrmuschel erkennen.

AUGEN UND STIRN

Durch direkte Zuwendung des Gesichtes zeigt sich ein Hund interessiert, selbstsicher oder drohend.
Auch ein offensiv aggressiver Hund fixiert sein Gegenüber. Dreht der Hund sein Gesicht nur wenig zur Seite und vermeidet somit den Augenkontakt, bedeutet dies Unsicherheit, Angst oder Unterwerfung. Der Blick ist dabei unruhig und ungerichtet.
Auch ein Hund, der zum Spielen auffordert, schaut am Partner vorbei.
Ein selbstsicherer und drohender Hund wird den Kopf leicht senken, indem das Kinn zur Brust gebogen wird und der Kopf eine Linie mit dem Rücken bildet.
Nach Feddersen-Petersen (2000) senkt auch ein ängstlicher oder unsicherer Hund den Kopf oder zieht ihn ein.
Ein offensiv aggressiver Hund hebt den Kopf.
Dagegen hält ein aufmerksamer Hund seinen Kopf leicht schräg.

Es gibt folgende Augensignale:

  • Direktes Anstarren in die Augen:
    Übersetzung: „Ich fordere dich heraus!“ / „Hör sofort auf!“ / „Ich bin der Boss hier, verschwinde!“
    Zustand und Emotion: Ein aktives, dominant/aggressives Signal, das von einem selbstbewussten Hund in sozialen Konflikten mit anderen Hunden eingesetzt wird.
  • Augen zur Seite, um einen direkten Augenkontakt zu meiden:
    Übersetzung: „Ich will keinen Ärger!“ / „Ich akzeptiere dich als Boss!“
    Zustand und Emotion: Eine Unterwerfungsgeste, in der Furcht mitschwingt.
  • Blinzeln:
    Übersetzung: „Okay, mal sehen ob wir eine Herausforderung vermeiden können.“ / „Ich drohe dir nicht wirklich“
    Zustand und Emotion: Durch das Blinzeln wird das drohende Starren etwas abgeschwächt und das Konfliktpotential gesenkt, ohne dass der Hund seinen Rang aufgibt.

Allgemeine Regeln zu den Augensignalen:

  • Je größer die Pupille, desto stärker ist der Hund emotional beteiligt und erregt.
  • Je größer und runder die Augenform, desto dominanter und drohender wirkt das Signal.
  • Je kleiner das Auge aussieht (d.h. je rascher es sich schließen lässt), desto stärker ist seine Frieden stiftende Wirkung und desto unterwürfiger stellt sich der Hund dar. Gibt es Bewegung auf der Stirn des Hundes – dort, wo die Augenbrauen sein sollten – haben diese dieselbe Bedeutung wie beim Menschen.

SCHNAUZE

Nach Meinung von Feddersen-Petersen (2000) lässt sich aus dem Signal Zähneblecken allein keine Angriffsbereitschaft ablesen.
Zieht ein Hund die Oberlippe nach oben, entblößt die Zähne des Oberkiefers und zieht die Mundwinkel nach vorne, dann ist er in seiner Drohung selbstsicher.
Zieht er aber die Mundwinkel nach hinten und entblößt die gesamte Zahnreihe, ist er unsicher und ängstlich.
Die Mimik der Mundwinkelbewegung ist jedoch bei vielen Rassen aufgrund starker Behaarung kaum erkennbar. Hinzu kommt, dass alle Haushunde die angesprochenen Lippenbewegungen weniger weit ausführen, was als domestikationsbedingte Ausdrucksreduktion zu erklären ist.
Die Schnauze des Hundes, also das Maul und der Nasenrücken kann sein:

  • neutral geschlossen oder leicht geöffnet
  • Mundwinkel nach vorn gezogen, Nasenrücken gekraust, im vorderen Bereich werden die Lefzen hochgezogen und Schneide- und Fangzähne entblößt
  • Wie oben nur das Maul noch (meist nur leicht geöffnet)
  • Mundwinkel nach hinten gezogen, Mund geschlossen, Nasenrücken glatt
  • Mundwinkel nach hinten gezogen, Nasenrücken gekraust, Lefzen hochgezogen, so daß alle Zähne entblößt sind
  • Wie oben nur zusätzlich noch das Maul weit aufgerissen

KÖRPERHALTUNG INSGESAMT

Hunde verfügen über sehr viele feine Abstufungen in ihrer Körperhaltung bzw. Gesichtsmimik. Gerade die Mimik eines Hundes kann sehr schnell wechseln und es bedarf großer Übung, die Stimmungslage unseres Hundes nur anhand seiner Mimik zu erkennen.
Der Hund kann mit Hilfe seiner Körperhaltung eine Vielzahl von Stimmungen ausdrücken. Übermittelt werden hier meist soziale Informationen.

  • Normales Erscheinungsbild:
    Der Körper ist aufrecht, die Muskeln sind entspannt, die Bewegungen harmonisch. Der Schwanz hängt bei den meisten Hunden locker nach unten, die Augen blicken lebhaft und interessiert. Die Ohren werden unabhängig zur Geräuschwahrnehmung bewegt.
  • Imponier- und Drohverhalten:
    Die Körperhaltung ist aufrecht, die Muskeln sind angespannt, die Bewegungen werden steif. Die Nacken- und Rückenhaare sind gesträubt, die Ohren stehen gerade nach oben oder vorne, die Augen blicken starr auf die drohende Gefahr. Der Hund knurrt, die Lefzen sind hochgezogen, mitunter wird das Grollen von Bellen unterbrochen. Dieses Verhalten kann sehr schnell in Aggression umschlagen.
  • Angsthaltung:
    Der Rücken des Hundes wird rund, die Hinterbeine sind leicht eingeknickt. Der Hund duckt sich zusammen, der Kopf ist gesenkt. Die Ohren liegen flach am Kopf und zeigen nach hinten. Mitunter werden die Mundwinkel nach hinten gezogen, die Zähne werden sichtbar. Es entsteht ein ängstlicher Gesichtsausdruck. Wird dieser Hund angegriffen, läuft er entweder davon oder greift an.
  • Aggressionshaltung:
    Lautes heftiges Bellen oder eindrucksvolles tiefes Grollen mit geöffnetem Fang lassen nichts Gutes ahnen. Die Körpermuskulatur ist angespannt, die Ohren stehen aufrecht, die Augen fixieren den Gegner. Der Schwanz steht waagerecht oder senkrecht, die Rücken- und Nackenhaare sind gesträubt. Der Hund ist jederzeit bereit, anzugreifen.
  • Erwartungshaltung:
    Die Körperhaltung ist locker, die Muskeln sind leicht angespannt. Der Kopf richtet sich auf und der Schwanz wedelt. Die Ohren zeigen nach oben, die Augen blicken neugierig. Das Maul ist leicht geöffnet, der Hund hechelt.
  • Spielhaltung:
    Die Körperhaltung ist locker, der Hund bewegt sich meist sehr ruckartig und schnell. Seine Bewegungen scheinen etwas übertrieben. Er wedelt heftig mit dem Schwanz, die Ohren stehen oder zeigen leicht nach hinten. Die Augen vermitteln mit den leicht nach hinten gezogenen Mundwinkeln einen freundlichen und erwartungsvollen Ausdruck. Um zum Spiel aufzufordern, legt er die Vorderbeine flach auf den Boden. Der Brustkorb berührt fast den Boden, die Hinterbeine stehen gerade. Meist wird der Partner noch zusätzlich durch Bellen zum Spielen aufgefordert.
  • Dominanz:
    Das Auflegen des Kopfes oder einer Pfote auf den Rücken eines anderen Hundes bedeutet Dominanz oder das Anstreben einer höheren Rangstellung. Mit aufrechter Körperhaltung und steifem Gang zeigt ein Hund seine Dominanz und seine Bereitschaft, seine Autorität – auch durch einen Kampf – nicht in Frage stellen zu lassen.

 

Alle Mimiken und Gesten und deren Bedeutungen im Überblick

Keine Gewähr für die Richtigkeit der folgenden Angaben!

 

Rute:
(relativ) hoch getragen: Freudig, aufmerksam
(relativ) abwärts: Gelassen, sicher
zwischen Hinterläufen eingeklemmt: Unsicher, unterwürfig
Hoch getragen wedelnd, kreisend: Erregt, erwartungsvoll
Hoch getragen, schräg, steif: Imponierend, angespannt
ansteigend, zuckend oder steif gerade: Angriffsbereit

 

Lefzen:
geschlossen, Zähne nicht sichtbar: Gelassen, sicher
nach hinten gezogen: Unsicher, warnend
vorn stark hochgezogen, Zähne sichtbar: Defensiv drohend
insgesamt hochgezogen, Gebiss sichtbar: Offensiv drohend
„grinsend“ zurückgezogen: Demütig, unterwürfig, heiter
„offen“ nach hinten hochgezogen: Zum Spiel auffordern
Körperhaltung insgesamt:
frei, locker: Sicher, ausgeglichen
gedrückt, abtauchend: Unsicher, scheu, ängstlich
scharrend, größer werdend: Imponierend, offensiv
Fang über Genick: Offensiv aggressiv-dominant, kampfbereit
von hinten aufreitend: Sexuell, dominierend
kauernd sprungbereit: Angriffs-, auch rauf- und fangspielbereit
wechselnde Haltungen: Unsicher drohend, abwartend
legt sich auf den Rücken, zeigt Weichteile: Aktiv unterwürfig
macht sich klein: Passiv unterwürfig, ängstlich
aufdringlich Kontakt suchend: Unterwürfig, zum Spiel auffordern
Pföteln, vorn abtauchend, offen: Aktive Spielaufforderung
Ohrenstellung:
locker, stehend oder hängend, offen: Sicher, entspannt
nach vorn, offen: Aufmerksam, erwartungsvoll
nach hinten gerichtet, eng anliegend: Offensiv drohend
nach hinten und unten, abstehend: Unterwürfig, mürrisch
nach hinten und unten, eng anliegend: Passiv unterwürfig
rotierend, offen: Aktiv auffordernd, höchst aufmerksam
wechselnd einzelne Stellung: Wechselnder Gemütszustand

 

 

Blick:
ruhig, stabil: Sicher, entspannt
flackernd, scheinbar ohne Ziel: Unsicher, vorsichtig
ruhig, absichtlich abgewandt: Gelassenheit demonstrierend
Gegenüber starr fixierend: Dominantes Drohen, herausfordernd
Blickkontakt vermeidend: Präventiv passive Unterwerfung
unsteter Blick auf Gegenüber: Aktive Unterwerfung, ängstlich
ins „Leere“ schauend: Langeweile vortäuschend, aber aufmerksam
offene Pupillen, heiterer Blick: Aktive Spielaufforderung
 Fell:
normal anliegend: Gelassen
gesträubt im Nackenbereich: Imponierend, selbstsicher, drohend, angriffsbereit
gesträubtes Fell auf dem gesamten Rücken: Unsicherheit, Ängstlichkeit
 Kopfhaltung:
angehoben: Sicher, aufmerksam
gesenkt, aber Blick nach oben: Präventiv vorsichtig, unsicher
ganz hoch und waagerecht: Imponierend, selbstsicher
leicht nach vorn, gestreckt: Offensives Drohen
deutlich weggedreht vom Gegenüber: Passive Unterwerfung
Seitlich nach unten abgetaucht: Aktive Unterwerfung
ganz tief, aber offen: Spielaufforderung
 Hals:
gestreckt nach oben: Sicher, imponierend
zur Seite nach unten: Unterwürfig
 Läufe:
Hinterläufe leicht angewinkelt: Locker, standhaft
Hinterläufe leicht eingeknickt: Unsicher, abwartend
Vorderläufe gestreckt und aufrecht: Imponierend, neugierig
Vorderläufe abtauchend: Unterwürfig
Vorderläufe schnell auf den Boden: Aktive Spielaufforderung
 Nasenrücken:
glatt: Entspannt
gekräuselt: Drohend
 Gebiss:
nicht zu sehen: Entspannt
vorn gebleckt: Defensives Drohen
Gebiss sichtbar (Lefzen weit oben): Offensives Drohen
im Backenbereich sichtbar: Zum Spiel aufforderndes „Lachen“

 

 

 

Spezielle Körperkontakte:
Sucht Schnauzenkontakt: Soziales Begrüßungsritual
anales, genitales Beriechen: Feststellen des Geschlechts
„Luftschlecken“ mit der Zunge: Bettelnde Kontaktsuche
paralleles Aneinanderstellen: Gleichrangiges Imponieren
Reiben mit dem Hinterteil: Sexuelles Stimulans, Aufforderung
Kontaktliegen: Ruhe, soziales Wärmeempfinden
Pfotenstupsen oder -treten: Nachfolge des Milchtritts (bei Welpen), eine Aufforderung (z.B. zum Spielen)
Schnauzenstupsen: das Gleiche; Nachfolge des Zitzenaufbereitens zur Milchabgabe (bei Welpen)
Der ganze Körper ist ge- und bedrückt, die Augen demütig: Enttäuschung und Trauer oder der Hund ist organisch krank

 

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